In der Finanzstatistik weichen die Renditeverteilungen von Vermögenswerten häufig deutlich von einer idealen Normalverteilung ab. Stattdessen treten sogenannte „fett-schwänzige Verteilungen“ auf, in denen Extremereignisse zwar statistisch selten, aber bei ihrem Eintritt erhebliche Auswirkungen und enorme Zerstörungskraft haben können.
Für Optionshändler gilt:
Nehmen wir an, Sie verkaufen einen BTC $80.000 Put (Prämie: $1.000), während der aktuelle Kurs bei $100.000 liegt. Sie gehen davon aus, dass Bitcoin nicht innerhalb kürzester Zeit stark fällt.
Kommt es jedoch zu einem starken Kursrückgang:
Die ursprünglich erwartete kleine Prämie ($1.000) verwandelt sich in einen massiven Verlust, der fast das 20-fache beträgt – das ist ein typischer „Tail Risk“-Fall.
Tail Risk ist eine äußerst zerstörerische, oft unterschätzte Gefahr in Optionsstrategien und für Verkäufer besonders riskant. Ein hohes Gewinnverhältnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Risiko stets im Blick behalten werden muss. Nachhaltig erfolgreiche Optionsstrategien basieren auf einem System, das auch unter Extrembedingungen am Markt bestehen kann.
Das Whalley-Wilmott-Modell, entwickelt von Paul Wilmott und Anne Whalley, ist ein dynamisches Hedging-Verfahren, das gezielt das Kostenrisiko beim Absichern einer Position minimiert – insbesondere, wenn Transaktionskosten bestehen. Es gilt als asymptotisch optimales Hedging-Modell und eignet sich besonders für Portfolios, die häufige Hedging-Anpassungen erfordern.
Im idealtypischen Black-Scholes-Modell können Optionsverkäufer ihr Risiko durch kontinuierliches Delta-Hedging vollständig ausgleichen. Doch in der Praxis gilt:
Ziel des Whalley-Wilmott-Modells:
Das optimale Verhältnis zwischen Transaktionskosten und Risikobegrenzung zu finden – die Hedging-Frequenz darf weder zu hoch (zu teuer) noch zu niedrig (zu riskant) sein.
Das Whalley-Wilmott-Modell definiert ein optimales Hedging-Intervall („No-Trade Region“ (Nicht-Handels-Intervall)): Anpassungen erfolgen nur, wenn der Preis des Basiswerts dieses Intervall verlässt:
Die Formel beinhaltet:
1. Aktuelles Delta der Option (Delta-Quote) berechnen
2. Toleranzspanne („No-Trade Region“) festlegen – solange der Preis im Intervall bleibt, nicht hedgen
3. Bei Überschreiten des Intervalls Position anpassen, damit das Delta wieder dem Ziel-Delta entspricht
4. Eigenschaften
5. Vergleich zu anderen Hedging-Methoden:
6. Zusammenfassung
Gerade in der quantitativen Optionsstrategie und im Risikomanagement, insbesondere für institutionelle Investoren, die ein Gleichgewicht zwischen Transaktionskosten und Risiko anstreben, spielt dieses Modell eine besondere Rolle.